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Geschichte

Die Schlachter Burschen

Ursprung und Geschichte einer Gemeinschaft

Begonnen hat alles mit der Schlachter „Zeche“, die sich bis in unsere Zeit die „Greawinkler“ nennen.

Eine „Zech“. Der Begriff „Zech“, der schon im 13. Jahrhundert nachzuweisen ist, kommt vordergründig nicht vom „zechen“, also beim Wirt eine Zeche machen, sondern bedeutet soviel wie Gemeinschaft. Wortverwandschaften, wie die Zeche der Bergleute, bestätigen dies. Der Sprach- und Volkstumforscher Andreas Schmeller (1785 – 18 52) erwähnt in seinem Bayerischen Wörterbuch, dass die „Zech“, im Sinne einer Gemeinschaft von ledigen Leuten, an der „oberen Isar „vorkomme.

So wie es schon im vorigen Jahrhundert in Schlacht eine Zeche gab, so gab es zum Beispiel auch in Münster, Glonn, Frauenreuth und Berganger eine. Zechen waren nicht wilde Gemeinschaften, sondern hatten feste Formen. So hatte jede Zeche einen Zechmeister, gegebenenfalls auch einen Stellvertreter, einen Musikanten und eine Kasse, die vom Zechmeister, oder seinem Stellvertreter geführt wurden. Zu einer Zeche gehörte auch ein „Stammlokal“. So ist es auch zu verstehen, dass sich die jungen Leute eines Ortes ohne Wirtshaus der Zeche des Nachbarortes anschlossen.

Bei einer „Zech“ konnten alle ledigen Burschen und Mädchen eines Gebietes mitmachen; auch Knechte, Mägde und Handwerker die anderswo zuhause und nur diensthalber ansässig waren. Zweck einer „Zech“ war die Gemeinschaft. Gemeinsam war man eben stärker. Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit der einzelnen Orte kamen hier besser zur Geltung. Ebenso brauchte man die Gemeinschaft zur Pflege und Weitergabe des Brauchtums. Außerdem war gemeinsam das Bier billiger.

Gründungsmotiv war also der Wunsch, hier und da vielleicht auch der Zwang, zur Gemeinschaft. Ebenso wenig wie Nachbarschaft kein Gründungsdatum hat, so hat auch eine „Zech“ keines. Solche Gemeinschaften entstehen eben gelegenheitshalber. Voraussetzung für eine Gemeinschaft, wie eine „Zech“ in einem Dorf, ist die Freiheit. Und da Zechen auch Kinder ihrer Zeit sind, ist anzunehmen, dass sich viele mit der zunehmenden Freiheit des Einzelnen gründeten. Etwa durch die förmliche Aufhebung der Leibeigenschaft 1808 oder die „Bauernbefreiung“ von 1848. Überdies gilt die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts auch als die „Gründerzeit“ für Vereine. Dies betraf natürlich in erster Linie die größeren Orte. Die Vereinigungsmentalität machte aber vor den kleineren Orten nicht Halt. Das Entstehen von Zeichen wurde hierdurch zweifelsohne beeinflusst. Hie und da mag auch die Eröffnung eines Dorfwirtshauses das Werden einer Zeche gefördert haben. Es ist aber auch umgekehrt denkbar.

Die „Greawinkler“. Nun zur Schlachter Zeche, den „Greawinklern“. Sie umfasste die Orte Schlacht, Kreuz Steinhausen, Mühltal, Reinstorf, Balkham, Ursprung und Adling. Für die meisten dieser Orte wäre zur Glonner „Zech“ näher gewesen. Warum waren sie bei den Schlachtern? Der Grund liegt wohl darin, dass in Glonn von jeher das Gewerbe Vorrang hatte und die Landwirtschaft nur Nebenerwerb war. Zum anderen gab es in Glonn schon zahlreiche Vereine. Die mehr bäuerliche Jugend in den Ortschaften suchte eben ihresgleichen.

Woher der Name „Greawinkler“ kommt, dafür gibt es keine eindeutige Erklärung. Wolfgang Koller glaubte, dass dies mit dem Grün der Wiesen und Wälder, das die Orte umgibt, in Zusammenhang steht. So gesehen müssten auch die anderen Zechen um Glonn so geheißen haben. Ebenso wäre es, wenn mit dem „grea“ (grün) „jung“ oder die „Jugend“ gemeint war. Am ehesten könnte sein, dass „Greawinkler“ auf den Umstand zurückzuführen ist, weil sich die Schlachter Jugend, für die Dreißigerjahre steht dies fest, auf der so genannten „Winkelwiese“ getroffen hat. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass „Greawinkler“ ein Phantasiename ist, der vielleicht anfangs sogar als Deckname verwendet wurde.

Fragt man nach dem Zeitpunkt, wann die „Greawinkler“ entstanden ist, so ist man ebenfalls auf Vermutungen angewiesen. Da eine „Zech“ in der Regel auch sein Wirtshaus brauchte, könnte es durchaus sein, dass die Eröffnung des ersten Schlachter Wirtshauses, höchstwahrscheinlich im Jahre 1871 der Schmiedwirt (Zistl), mit dem Entstehen der Schlachter „Zech“ zusammenhängt. Den Archivtiteln zufolge kamen 1873 zwei weitere Wirtschaften hinzu; so auf dem „Fillanwesen“(Holzmann)“ und dem „Lackenschuster“ (Kleinmaier). Die Eröffnung des zweiten und dritten Schlachter Wirtshauses, bereits 1873, rechtfertigt die Annahme, dass Schlacht durch die „Zech“ gesellschaftlicher Mittelpunkt des westlichen Glonner Gemeindeteils wurde.

Auf geht`s zum tanz`n. Der Jahreslauf einer „Zech“ ging natürlich einher mit dem Kirchen- und dem Bauernjahr. Das war bei anderen Zechen ebenso. Gab es viel zu tun, so gab es wenig zu feiern – und umgekehrt. Die Höhepunkte eines Zechjahres waren sicher die Tanzveranstaltungen im Ort und in den umliegenden Orten, die gemeinsam besucht wurden, So in Glonn die „Pfingstmarktmusi“ beim Neuwirt und die „Oktobermusi“ in der Post. Der Zechmeister, oder ein von ihm Beauftragter reservierte für seine „Zech“ die Plätze, indem er mit Kreide auf deinen Tische schrieb „Greawinkler Zeche“. Die anderen Zechen taten dies ebenfalls für die ihren. Dann kam ein Banzen Bier auf den Tisch, der na die eigenen Zechleute ausgeschenkt wurde. Einer von der „Zech“ kassierte bei allen männlichen Mitgliedern einen einheitlichen Betrag. Reichte das Geld für den Abend nicht, so wurde nachkassiert. War es zuviel, so wurde für spätere Anlässe gespart.

Aus der Zechkasse wurde nicht nur das Bier gekauft, sondern auch beim Musikmeister, das war in Glonn der Faßrainer, Tänze bestellt. Burschen von anderen Zechen die „dreintanzten“ wurden abkassiert. Dirndeln dagegen durften bei den Tänzen anderer Zechen umsonst mittanzen. Zwischendurch spielte die Musik auch manchmal „Zehnerltouren“. Der „Frausee“ kostete zwanzig Pfennige. Wurden von den Zechleuten Hochzeiten besucht, so wurde nach dem „Abdanken“ genau so verfahren wie bei einer Tanzmusi. Eintrittsgeld gab es damals nicht. Die Musik verdiente ausschließlich an den Zechtänzen und Zehnerltouren. Nicht selten spendierten die Zechen der Musi ein paar Maß Bier.

Das Kirchen- und Bauernjahr. Die Frohnleichnahmsprozession wurde von den Schlachtern in Glonn besucht. Zumindest seit 1928 als Schlacht von Egmating nach Glonn umgepfarrt wurde. Nach der Prozession waren die „Greawinkler“ bei Neuwirt. Abends trafen sich dann die Burschen beim Wirt in Schlacht.

Eine wichtige Angelegenheit im Jahreslauf einer Zeche war der „Kirta“. Darüber schreibt Emma Rapp, die in Schlacht zuhause war: „Kirchweih oder Kirta, das war noch ein Tag, und was für einer für Jung und Alt. Die ganze Woche war schon ausgerichtet auf das kommende Fest. Haus und Stall wurden geputzt, der Hof sauber gekehrt, der Miststock stolz aufmontiert – und das wichtigste: es gab Kirtanudeln, Kirtabrot, eine Kirtahutsch, Kirtabier und den Kirtatanz. Der Kirtatanz: Burschen und Dirndln trafen sich am Sonntag nach dem Rosenkranz unter dem schönen Lindenbaum mit dem munteren Brünnlein vor meines Vaters Haus (Kleinmaier). Mit der Musik voran ging es von Hof zu Hof. Jeder Bauer zapfte einen Bierbanzen an. In einer Emailschüssel standen Kirtanudeln auf dem Tisch und das Jungvolk verteilte sich auf Bänke und Stühle, wobei auch die Bank und der Kachelofen zu ehren kamen. Gewiss haben auch manche Altbauern- und Bäuerinnen an ihre an ihre Jugendzeit gedacht. Wurde die Stube zu eng zum tanzen, ist man auf die Fletz hinaus. Der Abschluss des fröhlichen Beisammenseins war gewöhnlich in meinem Elternhaus, beim Wirt in Schlacht“. Dieser Bericht schildert die Schlachter Kirchweih anfangs der Dreißigerjahre. Waren mehrere Orte in einer Zech vereinigt, so wurde der Kirta in der Regel ortsweise gefeiert. Reichte ein Tag nicht aus, wie z.B. bei Der Frauenreuther Zeche, so wurde bis zum Dienstag („Irta“) gefeiert. Der Spruch: „A richtiga Kirta daur`t bis an Irta“ ist auch heute noch bekannt.